Transfer und Transformation der 'Orient'-Vorstellungen im mittelalterlichen Weltbild (Berichtszeitraum: 1.4.1999 - 31.12.2001) In der mittelalterlichen Theorie von der Gestalt der Erde ist die Verschiedenheit von 'Orient' und 'Okzident' konstitutiv. Der 'Orient' galt als die privilegierte Weltgegend, von Ost nach West schien sowohl ein Kultur- als auch ein Naturgefälle immer schon gegeben: Im Osten hatte die Weltgeschichte begonnen und wanderte westwärts; der Osten besaß natürliche Reichtümer, von denen der Westen nur träumen, freilich auch Gefahren, vor denen er sich nur fürchten konnte. Die Lehre von der Gestalt der Erde lag seit der christlichen Spätantike fest und war in der Schulliteratur des Mittelalters verankert. Mit der Ausbreitung des Islam im 7./8. Jh. hatte der Orient indessen ein zusätzliches, von den Schulschriftstellern noch nicht registriertes Grenzprofil erhalten, das die universalgeographische Theorie und Praxis ständig in Unruhe hielt.
Auf den Orient projizierte man die eigenen, westlichen Wunsch- und Schreckbilder, so daß die Transformation des Orientbildes vom 'Land der Wunder' zur geographisch vermessenen Erdzone anscheinend alles andere als ein linearer Prozeß war und der Transfer von Orientalia immer einen besonderen Charakter erhielt | Projektleitung: Prof. Dr. Klaus Herbers, , Prof. Dr. Ulrich Wyss
Beteiligte: Ingo Fleisch, Tiana Koutzarova, Matthias Maser
Beginn: 1.4.1999
Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft und Freistaat Bayern
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Herbers, Klaus ; Künig, Hermann: A peregrinaxe e o camino a Santiago. Santiago de Compostella : Consello de Cultura Galega, 1999 | Herbers, Klaus ; Bauer, Dieter R.: Hagiographie im Kontext. Wirkungsweisen und Möglichkeiten historischer Auswertung. Stuttgart : Steiner, 2000 (Beiträge zur Hagiographie Bd. 1) | Herbers, Klaus: Stadt und Pilger, Soziale Gemeinschaften und Heiligenkult. Tübingen : Narr, 1999 (Jacobus-Studien Bd. 10) | Herbers, Klaus: Wissenskontakte und Wissensvermittlung in Spanien im 12. und 13. Jahrhundert: Sprache, Verbreitung und Reaktionen. In: Ursula Schaefer (Hrsg.) : Artes im Mittelalter. Berlin : Akad.-Verlag, 1999, S. 232-248. | Kugler, Hartmut: Meisterliederdichtung als Auslegungskunst. Zur impliziten Poetik bei Hans Sachs. In: Dorothea Klein ; Elisabeth Lienert ; Johannes Rettelbach (Hrsg.) : Vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Festschrift für Horst Brunner. Wiesbaden : Reichert, 2000, S. 541-557. | Kugler, Hartmut: Nicht nach Jerusalem. Das heilige Land als Leerstelle in der mittelhochdeutschen Epik der Kreuzzugszeit. In: Dieter Bauer ; Herbers, Klaus ; Jaspert, Nikolas (Hrsg.) : Jerusalem im Hoch- und Spätmittelalter. Konflikte und Konfliktbewältigung, Vorstellungen und Vergegenwärtigungen. Bd. 29. Frankfurt : Campus, 2001, (Campus Historische Studien), S. 409-422. | Kugler, Hartmut: Hochmittelalterliche Weltkarten als Geschichtsbilder. In: Hans-Werner Goetz (Hrsg.) : Hochmittelalterliches Geschichtsbewusstsein im Spiegel nichthistoriographischer Quellen. Berlin : Akad.-Verlag, 1998, S. 179-198. | Kugler, Hartmut: Nürnberg auf Blatt 100. Das verstädterte Geschichtsbild der Schedelschen Weltchronik. In: Jürgen Lehmann ; Eckart Liebau (Hrsg.) : Stadt-Ansichten. Würzburg : Ergon, 2000, (Bibliotheca Academica. Sammlung interdisziplinärer Studien Bd. 1), S. 103-124. |
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